Unkersdorfer Bluesnacht 2017

Wer ist ST.?

Das weiß wohl niemand so genau. Der Mann möchte offiziell wirklich nur ST. heißen. Wer will, darf gerne noch seinen Beinamen "The Berlin Blues Man" ran hängen. Das ist dann aber auch schon das Höchstmaß an Aufmerksamkeit, welches der charismatische ST. rund um seine Person duldet. Er braucht keine Boulevardpresse, lebt ein Leben ohne Fernseher, Radio und Internet, hat aber – und das ist das eigentlich Wichtige – ein überaus gutes Standing in der Berliner Musikszene. Wer ihn einmal live erlebt hat, versteht sofort, warum das so ist.

 ST. brilliert vom ersten Ton an mit seiner gefangen nehmenden Bühnenpräsenz. Mal lässt er die knallrote Gibson den Teppich für seine unter die Haut gehende Baritonstimme auslegen, mal tanzen seine Finger zu erregenden Sololäufen über die Saiten. Es ist ein ganz besonderer Blues, den er spielt, mit nichts anderem vergleichbar und deshalb auch nur schwer in Worte zu fassen. In seinen Songs, von denen es weit über 100 gibt, finden sich diverse Stilistiken und Variationen des schwarzen Blues und Soul wieder, weshalb der Zuhörer auch zu keiner Sekunde Langeweile verspürt. Zumal ST. von einer Sekunde auf die andere förmlich explodieren kann, wenn sein ohnehin schon eindringlicher Gesang plötzlich anschwillt und dem Publikum durch Mark und Bein geht.
ST ist ein in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlicher Künstler. Sein Gitarrenspiel steht außerhalb jeder Diskussion, die Klampfen scheinen quasi mit ihm verwachsen zu sein. Sein Markenzeichen ist jedoch seine enorm unter die Haut gehende Baritonstimme, die dem Zuhörer auch dieses Mal ungefragt und mehrfach am Abend die eine oder andere Gänsehaut über die Arme jagte. Er sang mit einer beeindruckenden Intensität, verfiel hier und da in eine Art Sprechgesang, murmelte mal vor sich hin, um dann urplötzlich all seinen Weltschmerz herauszuschreien. Und nicht sei er auch ein ganz wunderbarer Entertainer, der uns zu den Songs des Programms seinen Glauben an eine bessere Welt, an das Zusammenleben der Menschen als Brüder und Schwestern nahe bringt. Der in erster Linie den Blues huldigt, aber auch immer wieder Ausflüge in Richtung Southern/Swamp-Rock unternimmt.